Bewertungsreserven: Vorerst keine Kürzungen bei der Lebensversicherung

Quelle: Focus vom 22.03.2013

Die Lebensversicherer und ihre Aufseher würden Kunden am liebsten einen Teil der ihnen zustehenden Reserven streichen. Vorerst müssen Versicherte aber nicht um die Ausschüttung fürchten: Die Politik traut sich vor der Wahl nicht mehr an die Sache ran.

Kunden deutscher Lebensversicherer müssen vor der Bundestagswahl nicht mehr mit einer Kürzung ihrer Ausschüttungen rechnen. Eine Einigung im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat am nächsten Dienstag werde nicht mehr zustande kommen, hieß es am Donnerstagabend in Koalitionskreisen.

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Diese Nachicht ist zwar zuerst einmal erfreulich – wenn es denn morgen im Vermittlungsausschuss zur Aussetzung/Streichung der VAG-Änderung kommen sollte. Entwarnung für über 90 Millionen Lebensversicherte ist das jedoch noch lange nicht. Die Parteien sollen/wollen weiterhin „prüfen“, wie man die Lebensversicherungskonzerne (auf Kosten der Versicherten) „entlasten“ kann, um sich mit diesem Zeitaufschub zunächst einmal über die nächste Bundestagswahl zu retten. Demzufolge sollte man genau überlegen, ob und wenn, wo man im September das Kreuzchen setzt.

Widerstand gegen das Gesetz zu Einstreichung (Enteigung) der Bewertungsreserven durch die Versicherer gab es nur (etwas) von den Grünen und (richtig viel) von den Linken. Für die Linkspartei ist diese „Sauerei“ – die die schwarz-gelbe Koalition zusammen mit den Versicherundkonzernen ausgeheckt hatte – eigentlich eine herorragende Steilvorlage für die nächste Bundestagswahl.

Irgendwie ist schon verkehrte Welt? Die sog. „Enteigner-Partei“ kämpft heutzutage für den Erhalt des Individual-Volkseigentums und die kapitalistisch orientierten Volksvertreter – die zu DDR-Zeiten nie müde wurden, deren DDR-Enteigungspolitik zu verteufeln – stehen nun ganz vorne, wenn es darum geht, ein ganzes Volk zu enteignen?

Captain HUK Beiträge zu den Bewertungsreserven

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3 Antworten zu Bewertungsreserven: Vorerst keine Kürzungen bei der Lebensversicherung

  1. Fuchs sagt:

    Hallo,

    ich habe drei Versicherer Mitte Dezember angeschrieben, mit der jeweiligen Aufforderung, eine

    Aufstellung des Beitragskapitals – Einzahlung pro Jahr
    Aufstellung der gebildeten Überschußbeteiligungen pro Jahr und die Höhe der freien Bewertungsreserve zum Zeitpunkt der Kündigung

    vorzunehmen.

    Ein Versicherer hat daraufhin mitgeteilt, welche Beträge pro Jahr in die Versicherung eingezahlt wurden. Die Zurich und die Allianz haben bisher überhaupt nicht geantwortet.

    Das lässt vermuten, dass die bisher zugrunde gelegten Berechnungen seitens der Versicherer einer Überprüfung durch einen versicherungsmathematischen Sachverständigen wohl nicht stand halten würden.

  2. Harry sagt:

    Dieser Skandal zeigt sehr anschaulich, was in den Vorstandsetagen der Versicherer los ist. Skrupelloses Gewinnstreben bis ins Mark. Am 20.02.2013 verkündet die Allianz ein Rekordergebnis für das Jahr 2012. Mitverantwortlich für dieses Ergebnis waren auch erhebliche Erträge aus dem Lebensversicherungsgeschäft. Einen Tag später dann folgendes Statement bzgl. Bewertungsreserven durch den Vorstandsvorsitzenden der Allianz:

    „Bei der Debatte um Bewertungsreserven geht es um Fairness“, appellierte Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann letztlich vergebens. Sie werfe die Frage auf, ob sich die Lebensversicherung noch lohne. Das gegenwärtige System beruhe auf dem Zweck einer langfristigen Absicherung. „Wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir auf der Produktseite ganz anders agieren“,sagte Diekmann. Viele Versicherer überlegten, aus der traditionellen Lebensversicherung auszusteigen.

    1.) Hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass den Versicherten Bewertungsreserven zustehen.

    2.) Gibt es ein entsprechendes Gesetz (VVG) das die anteiligen Bewertungsreserven genau definiert (=50% für den Versicherten).

    3.) Unter Fairness vertehe ich, dass man sich an die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts sowie bestehende Gesetze hält und nicht hintenherum mit dem GDV und ein paar „Politiker-Kumpels“ versucht, bestehende Gesetze in Nacht- und Nebelaktionen zu unterlaufen, um dadurch die Masse der Versicherten zu „bescheißen“.

    4.) Verstehe ich unter Fairness auch, dass man die Herkunft von Überschussbeteiligungen, Gewinnbeteiligungen und die anteiligen Bewertungsreserven genau definiert und einen entsprechenden Nachweis dem Versicherten bei Auszahlung seiner Lebensversicherung zur Verfügung stellt. Bis heute erhalten Versicherte, auch nach mehrmaliger Aufforderung, nach wie vor keine detaillierte Abrechnung der Versicherungsverträge.
    Eine ordnungsgemäße Vertragsabrechnung ist nicht nur fair, sondern lediglich seriöses Geschäftsgebaren!

    5.) Kann der deutschen Bevölkerung nichts besseres passieren, als wenn sämtliche Versicherer aus dem Geschäft der Kapitallebensversicherungen aussteigen. Dann ist nämlich Schluß mit hohen Abschlussgebühren, laufenden Gebühren, versteckten/unwirksamen Versicherungsklauseln bzw. Gebühren, Abschöpfung von Kapitalerträgen, wie z.B. aktuell die Bewertungsreserven, die den jeweiligen Versicherten (eigentlich zu 100%) zustehen usw. Dann ist auch Schluß mit unseriösen Zukunftsversprechen, die bei Vertragsende dann doch nicht eingelöst werden.

    Deshalb: Nichts wie raus aus dem Geschäft der Kapitallebensversicherung, Herr Diekmann! Etwas besseres kann den Versicherten doch gar nicht passieren? Die finden bestimt eine faire und transparente Anlageform mit guter Rendite und geringer Kostenbelastung. Da bin ich mir sicher. Dann ist aber auch Schluß mit Rekordgewinnen bei den Versicherern, die zum großen Teil nur durch das eingesetzte Milliardenkapital der Versicherten erwirtschaftet werden.

    Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die Versicherer „zu machen“ könnten, wenn das Kapitallebensversicherungsgeschäft eingestellt wird. Es gibt keine Sparte im Versicherungsbereich, die es in dieser Dimension ermöglicht, den Leuten über Kosten, Gebühren und einbehaltene Kapitalerträge so viel Geld aus der Tasche zu ziehen.
    Meiner Meinunng nach ist die Kapitallebensversicherung der größte (legalisierte) Betrug aller Zeiten.

    Deshalb, liebe Versicherte; nichts wie raus aus der kapitalvernichtenden Lebensversicherung, so lange noch Bewertunsgreserven ausbezahlt werden. Wer weiß, was die Lobbyisten der Versicherer den Politikern im Verlauf der nächsten Legislaturperiode alles unterschieben?

  3. Netzfundstück sagt:

    … Rückerstattungen falsch abgerechnet ….

    Gekündigte Lebensversicherungen

    Auch die Allianz muss zahlen

    Keine gute Zeit für die Anbieter von Lebensversicherungen: Stetig fallende Garantiezinsen und sinkende Überschussbeteiligungen machen das einstige Lieblingskind der Deutschen zunehmend unattraktiver. Nun kommen auf die Versicherer Kosten für die Rückerstattungen von falsch abgerechneten, gekündigten Policen zu. Auch der Branchenprimus kann sich dem nicht entziehen.

    Fundstelle: http://www.n-tv.de/ratgeber/Auch-die-Allianz-muss-zahlen-article9906456.html

    siehe auch:

    BGH AZ IV ZR 202/10

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