Rede des ZKF Präsidenten Friedrich Nagel zum Thema Schadensmanagment:
„Vergangenes Jahr in Würzburg habe ich Sie mit dem für die damalige Zeit passenden Spruch begrüßt:
„Hast du schon unterschrieben, oder überlegst du noch?“ Das war, für die damaligen Entwicklungen und Ereignisse bei Schadenslenkungskonzepten, durchaus passend. Heute möchte ich Sie mit einem ähnlichen Spruch zu diesem Thema begrüßen:
„Hast du immer noch unterschrieben, oder rechnest du schon?“ Und mit dieser, der Wahrheit und Realität sehr nahe kommenden Aussage, könnte aus meiner Sicht das Thema „Schadenlenkung“ eigentlich abgehandelt sein. Denn in der Tat hat die anfängliche Auftragshysterie einem gewissenhaften Nachkalkulieren und folglich einem veränderten Preisbewusstsein Platz gemacht.
Gelenkte Schäden sorgen für Unruhe in der Preisfindung, und manche Versicherer reden vom Stundenverrechnungssatz wie der Blinde von der Farbe. Gelenkte Schäden sorgen für sehr unterschiedliche Auslastungen, zwingen Betriebe teilweise in die Abhängigkeit, lähmen die unternehmerische Kreativität. So mancher hat aber auch erkannt, dass viele Mehraufträge zu Dumpingpreisen nicht nur alleine mehr Auslastung bringen. Sie bringen auch Verzerrung der Kundenstruktur und Abwanderung von Kunden sowie unzufriedene und ständig überforderte Mitarbeiter, höheren Krankenstand, deutlich gestiegene administrative Kosten, erheblich höhere Ersatzteillogistik, Qualitätsverlust durch Termindruck, Mietwagenlogistik und Explosion bei den kostenlosen Leistungen. Natürlich kann man durch Optimierungsprozesse die Produktivität erhöhen. Aber das gelingt nur, wenn es ein ständig gleichlaufender Prozess ist, und genau das geht bei Unfallschäden und Schadenlenkung nicht.
Wir erwarten von“ Partnerschaft“ aber Reparaturaufträge und nicht das Diktat von nicht marktgerechten Stundensätzen und nur Kosten durch kostenlose Stellplätze, Abschlepp- und Ersatzfahrzeugleistungen, die letztlich nur der Weitervermarktung dienen.
Die Versicherer geraten zusehends unter selbst zu verantwortenden Druck. Die Schaden/Kosten-Quote wird die 100-%-Grenze wieder überschreiten, der Grund hierfür liegt in den ständig sinkenden Prämien im rücksichtslosen Kampf um Versicherungs-Marktanteile. Druck auf Werkstattpreise, partizipieren am Ersatzteilgeschäft, Druck auf Lackmaterialberechnungen, kostenlose Erstellung elektronischer Schadensakten und kostenlose Erfüllung der vom Versicherer versprochenen Serviceleistungen wie Ersatzfahrzeug, Hol- und Bringservice und Reinigung sind die Folgen.
Die Kalkulationsgrundlage für Stundenverrechnungssätze muss auf den üblichen Kapital-, Personal- und Gemeinkosten aufsetzen und weiterhin die karosserie- und lackspezifischen Sonderkosten berücksichtigen. Hochsensible Entwicklungen der Arbeitstechniken, Umweltkosten und hohe Qualitätsanforderungen tun ein Übriges dazu. Dies ergibt im Durchschnitt Stundensätze – bundesweit unterschiedlich – gemäß unserer Resolution zwischen 65 und 85 Euro. Alles was darunter liegt, führt zur gewollten oder auch ungewollten Quer-Subventionierung und damit zu Lasten anderer. Fast will ich glauben, dass manche Vermittler das so kalkuliert haben.
Der Reparaturmarkt im Bereich Karosserie und Lack beginnt zu brodeln. Die Siedetemperatur ist überschritten. Renditen sind nicht mehr das alleinige Thema, es geht um Zukunftssicherung. Denn wenn heute große Versicherer öffentlich behaupten, wir brauchen ein leistungsfähiges Werkstattnetz, wir brauchen Servicequalität und Dienstleistung, wir brauchen Werkstätten mit höchstem Equipment und Know-how und gleichzeitig aber Dumping-Stundenverrechnungssätze einfordern, mit denen genau diese Leistungen auf Dauer unmöglich zu finanzieren sind, dann sind eben diese Versicherer auf dem falschen Weg. Hat denn die Versicherungswirtschaft immer noch nicht erkannt, dass man mit solchem Verhalten den gesamten Markt zerstört? Man ist dabei, sich durch die Schwächung und Ausdünnung eines gewachsenen, leistungsfähigen und sehr gut funktionierenden Werkstattnetzes selbst den Boden zu entziehen. Denken Sie zurück an Würzburg im vergangenen Jahr, da habe ich es prophezeit: Jetzt versuchen noch andere Versicherer mit drei Buchstaben, mit wenig bis keinem Lenkungs-Volumen, diese negativen Entwicklungen zu ihrem Vorteil zu kopieren, zusätzlich massive Rabatte auf Ersatzteile einzufordern. Bei anderen werden wir gezwungen dort einzukaufen, wo es die Herren Schadenslenker gerne hätten, um auch diese zwingend notwendige Marge zu kürzen oder gar zu eliminieren, nur um selbst noch zu partizipieren. Dann klappt das mit den Belieferungen nicht, und wir haben die zusätzlichen Ersatzfahrzeugkosten noch obenauf.“
Nach jahrelangen Lobesreden auf die Partnerschaft jetzt die Erkenntnis, das es so nicht weitergehen kann?
Jahrelang wurden die neuen Partnerschaften gelobt. Warnungen anderer Verbände, Sachverständige und Rechtsanwälte voran, wurden stets abgewiegelt.
Man kann nur Hoffen, das diese Erkenntnisse nicht zu spät kommen und die betroffenen Betriebe sich wieder auf das konzentrieren können, was wichtig ist:
Ihren Kunden, den einzelnen Verbraucher, wieder so bedienen zu können wie es ihm zusteht.
SV Stoll
Schon mal Tote zum Leben erweckt!
Bittere Erkenntnis!
Ich erinnere mich an das Jahr 1999 wo der Kollege Max Bauer und meine Wenigkeit vor versammelter Mannschaft der Karosseriebauer-Innung einen Vortrag darüber gehalten haben über die auswirkungen des Schadenmanagementes.
Das was Herr Nagel hier gesprochen hat, könnte fast wörtlich unser Referat gewesen sein.
Ich habe damals auch noch meine Arbeit vorgelegt, welche die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen solcher Partnerschaften
auf die zukünftige Ertragslage der Betriebe beschreibt, jedoch ohne Erfolg.
Man wollte es nicht sehen dass der Versicherer kein Partner sein kann!
Man wollte es nicht sehen dass der Kunde der Auftraggeber ist und keine Versicherung!
Man wollte es nicht glauben dass im Endeffekt Leistungen verschenkt werden müssen und Umsatzeinbußen bis 30% zu erwarten sind!
Man wollte es nicht wahrhaben dass der Versicherer kein Partner sein kann, weil dieser nur fordert und nichts gibt!
Man wollte es nicht glauben dass man sich mit den Versicherern nicht an einen Tisch setzt!
Den Kunden zu hofieren wäre ehrlicher und lukrativer gewesen!
Werkstätten die weiter mit den Versicherern zusammenarbeiten werden noch ein größeres Desaster erleben, weil alleine die Inaussichtstellung von Aufträgen durch die Versicherungswirtschaft klare Denkweisen unterdrückt.
Ist es so schwer zu begreifen dass der „Unfallkuchen“ bereits verteilt ist und die Versicherungswirtschaft keine Möglichkeit hat mehr Schäden zu produzieren?
Was sie allerdings kann sind falsche Versprechungen zu machen u. die „dummen“ Werkstattinhaber fallen darauf rein, erwarten vergeblich mehr Umsatz und verschenken ohne Verstand Dienstleistungen an Firmen die sie vorher seit jahrzhnten bei der Schadenabrechnung obligatorisch gedrückt und gekürzt haben.
Gehts eigentlich noch unüberlegter?
Werkstätten seit doch endlich wieder gescheit, orientiert Euch an eurem treuen Kunden und nicht an Knebelverträgen die nur Verluste einbringen.