Bundesgerichtshof
Mitteilung der Pressestelle
Nr. 65/2010
BGH zum Auskunftsanspruch über Werbeerlöse bei unerlaubter Ausstrahlung eines Videofilms
Der unter anderem für das Urheberrecht zuständige I. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat in zwei Fällen entschieden, dass die Betreiber eines Nachrichtensenders und eines Internetportals Auskunft über die an dem Tag erzielten Werbeeinahmen erteilen müssen, an dem sie das urheberrechtlich geschützte Recht des Herstellers eines Videofilms durch dessen Veröffentlichung schuldhaft verletzt haben.
Die Beklagte des Verfahrens I ZR 122/08 betreibt einen Nachrichtensender. Am 29. Juni 2007 strahlte sie mehrfach einen Videofilm aus, der den tödlichen Fallschirmsprung des Politikers Jürgen Möllemann zeigte und den der Kläger von Bord des Flugzeugs aufgenommen hatte. Die Beklagte des Verfahrens I ZR 130/08 unterhält ein Internetportal, auf dem sie ebenfalls am 29. Juni 2007 diesen Videofilm öffentlich zugänglich machte.
Der Kläger hat die Beklagten auf Auskunft in Anspruch genommen, welche Werbeerlöse die Beklagten am Tag der Veröffentlichung des Films erzielt haben, um seinen Schadensersatzanspruch beziffern zu können.
Das Landgericht hat die Klagen abgewiesen. Vor dem Berufungsgericht hatten die Auskunftsklagen Erfolg.
Der Bundesgerichtshof hat die Entscheidungen des Oberlandesgerichts, wonach dem Kläger ein Auskunftsanspruch gegen die Beklagten zusteht, bestätigt und lediglich den Umfang der Auskunftsansprüche eingeschränkt. Die Beklagten haben das Recht des Klägers als Hersteller des Videofilms widerrechtlich und schuldhaft durch die unerlaubte Ausstrahlung verletzt. Sie sind dem Kläger deshalb zum Schadensersatz verpflichtet. Die Schadensersatzpflicht umfasst – je nach der Berechnungsart, die der Kläger wählt – die Herausgabe des Gewinns, den die Beklagten durch die Veröffentlichung erzielt haben. Um den Umfang dieses Gewinns berechnen zu können, benötigt der Kläger Angaben über die von den Beklagten am Tag der Veröffentlichung erzielten Werbeeinnahmen. Die Beklagten haben zwar geltend gemacht, die durch die Ausstrahlung von Werbung an diesem Tag erzielten Einnahmen stünden in keinem Zusammenhang mit den am selben Tag veröffentlichten Nachrichten, weil die Kunden die Werbung bereits Monate im Voraus in Auftrag gegeben hätten. Nach Ansicht des Bundesgerichtshofs kommt es hierauf bei der Ermittlung des Verletzergewinns aber nicht an. Die Werbenden erwarten, dass die Beklagten die Werbung in einem Nachrichtenumfeld platzieren. Hierzu rechnete am fraglichen Tag auch der ausgestrahlte Videofilm. Dass die Beklagten statt des Videofilms andere Nachrichten hätten senden können, hebt den Zusammenhang zwischen der Verletzung des Rechts des Klägers und den von den Beklagten erzielten Werbeeinnahmen nicht auf.
Urteil vom 25. März 2010 – I ZR 122/08
OLG Hamm – Urteil vom 24. Juni 2008 – 4 U 43/08
LG Bochum – Urteil vom 31. Januar 2008 – 8 O 312/07
und
Urteil vom 25. März 2010 – I ZR 130/08
OLG Hamm – Urteil vom 24. Juni 2008 – 4 U 25/08
LG Bochum – Urteil vom 13. Dezember 2007 – 8 O 311/07
Karlsruhe, den 25. März 2010
Pressestelle des Bundesgerichtshofs
76125 Karlsruhe
Telefon (0721) 159-5013
Telefax (0721) 159-5501
Leute, ein Formschreiben muß her, mit dem die Versicherungen und deren Kooperationspartner (CE, DEKRA, SSH usw.) aufgefordert werden, anzugeben, wie viele Fotos sie unberechtigt in Restwertbörsen eingestellt haben.
„Die Schadensersatzpflicht umfasst – je nach der Berechnungsart, die der Kläger wählt – die Herausgabe des Gewinns, den die Beklagten durch die Veröffentlichung erzielt haben.“
Analog zum Urheberrechtsverstoß bei Sachverständigengutachten:
Herausgabe der Differenz Restwert des regionalen Markts zum Restwert der Restwertbörse, den die Versicherung durch die unberechtigte Veröffentlichung der Gutachten/Lichtbilder in der Börse erzielt hat.
Bei den oftmals nicht nachvollziehbaren Traumwerten aus den Restwertbörsen verdient der Gutachter also erst richtig Geld nach der Gutachtenerstellung?! Na denn.
Hallo Leute,
wartet jetzt doch erst einmal das Urheberrechtsurteil des I. Zivilsenates ab. Bei dem Revisionsrechtstreit hat bekanntlich bereits die mündliche Verhandlung statt gefunden.
MfG
Werkstatt-Freund